Will Auto


Ja, ich hatte mal wieder einen schlechten Tag. Mit freundlicher Unterstützung von Deutsche Bahn AG und Volkswagenzentrum Duisburg.

Eigentlich wollte ich mir ein Auto kaufen. Neus Projekt in der Pampa um Köln (Kerpen), mit der S-Bahn muss man pro Weg eine Stunde 15 einplanen, mit dem Auto 30 Minuten. Die üblichen verdächtigen Online-Portale abgegrast, ein passendes Auto gefunden, bei Volkswagenzentrum Duisburg. Vorführungstermin ausgemacht. Der Wagen ist offiziell fahrbereit und hat angeblich neue HU. Anmeldeservice koste 150 € extra und dauere bis zu drei Tage. Ich könne den Wagen aber auch sofort kaufen, selber anmelden und dann mit den neuen Nummernschildern in Duisburg abholen. Plan: Vorführtermin Samstag, gleich kaufen und Montag anmelden, muss eh selbst zum Amt wegen Anwohnerparken. Montag abend sollte das Gefährt also dastehen, ein Kurzurlaub vor Projekt-Beginn wäre noch drin. Dachte ich.

Der telefonische Kontakt hätte mich schon warnen können. Es hatte mehrere Stunden gedauert, bis ich einen Verkäufer an der Strippe hatte. Erst geht keiner ran, dann werde ich weitergeleitet und nach ein paar Minuten Midi-Mozart wird das Gespräch unterbrochen. Beim nächsten Versuch werde ich wieder weitergeleitet, und nach ein paar Minuten Midi-Mozart wird mir mitgeteilt, dass doch kein Verkäufer gesprächsbereit ist. Man könne mich aber zurückrufen. Die Rufnummer muss ich diktieren, hoffentlich wird sie richtig notiert, nein, man habe meine nichtunterdrückte Rufnummer nicht auf dem Display. Echt Hightech. Ich telefoniere zwei Stunden lang nicht, um den Rückruf nicht zu verpassen, obwohl für den neuen Auftrag eigentlich noch einiges vertraglich zu regeln ist. Trotzdem kein Rückruf. Nach mehreren weiteren Versuchen drang ich erst zu einem Verkäufer durch, der mir genannte Kaufbedingungen mitteilte, und mit dem der Termin vereinbart wurde.

Aber dann musste ich heute erstmal ohne Auto nach Duisburg. Mit dem Klapprad zum Kölner Hauptbahnhof, und ab in den RE nach Duisburg. Leider mit gefühlt einer Million Besucher eines Festivals in Oberhausen. Die Festival-Karten wurden alle inklusive Bahn-Ticket verkauft, zusätzliche Züge für die vielen tausend Besucher hielt man bei der Bahn allerdings für überflüssig. Ich stehe eine geschlagene Stunde im Eingangsberiech des Wagons eingeklemmt, die Lüftung ist natürlich überfordert und alles schwitzt wie in der Sauna. Noch frohlocke ich aber jung und arglos, bald dem Wahnsinn der Deutschen Bahn entkommen friedlich mit dem neuen Auto im Stau stehen zu können. Nach der Stunde bin ich aber nicht in Duisburg, sondern erst in Düsseldorf, und der Zug hält dort auf unabsehbare Zeit wegen Personen im Gleisbett, die Strecke zwischen Düsseldorf und Duisburg ist gesperrt. Ich steige aus und nehme ein Taxi nach Duisburg, schlappe 75 €.

So komme ich mit 10 Minuten Verspätung beim Volkswagenzentrum Duisburg an, aber der Verkäufer hat ohnehin keine Zeit. Erst eine Stunde später bin ich an der Reihe. Dann die lapidare Erklärung, ich könne den Wagen erst in zwei Wochen bekommen. Er sei selbstverständlich fahrbereit, jaja, aber die HU müsse erst abgenommen werden, und der Fahrzeugcheck wegen Garantie, und das dauere halt seine Zeit, also zwei Wochen. Missmutig will ich die Gelegenheit für eine Probefahrt trotzdem wahrnehmen, muss aber noch eine Stunde warten, bis die roten Nummernschilder für die Fahrt von einer anderen Erprobung zurück sind. Dann steige ich endlich ein, und stelle fest, dass das Navi nicht funktioniert. Die Daten-CD fehlt. Nach weiterem Warten bekomme ich mitgeteiltg, die CDs würden zu oft geklaut, deshalb gäbe es keine, also auch kein Navi. Mein Hinweis, dass ich in Duisburg völlig ortsfremd bin, wird schulterzuckend quittiert, ich könne ja die Strasse vor dem Autohaus rauf und runterfahren. Der Tank ist bis auf die Hälfte der Reserve leergefahren, 25 km Reichweite wird noch angegeben, aber wenn ich am nächsten Verteiler links die Strasse runter rechts abbiege, würde ich schon eine Shell-Tankstelle sehen. Am ersten Verteiler gehts rechts direkt auf eine Ruhr-Autobahn, am zweiten rechts sehe ich auch erstmal keine Tankstelle. Ich irre auf den letzten Tropfen Diesel herum und finde endlich eine Tankstelle. Dort hole ich zwei Liter Diesel ein, die Tankanzeige steht aber immernoch auf Ende der Reserve. Die Wegbeschreibung zum Autohaus, die ich von der Tankstelle erhalte, enthält mindestens siebenmal abbiegen und den Hinweis, eine Brücke sei gesperrt. Nach nochmal Tanken und einem kompletten Duisburg-Sightseeing (sehr empfehlenswert) finde ich am Ende doch noch das Autohaus wieder. Ich lege dem Autoverkäufer das komplett mitgebrachte Bargeld für den Autokauf auf dem Tisch (17.500 €), und sage ihm, dass ich sehr gerne das Auto gekauft hätte, dass mich aber die Zuverlässigkeit und der Service der Firma nicht wirklich überzeugen konnten. Dann fahre ich mit dem Klapprad (und dem Geld) zum Bahnhof Duisburg, steige mit einem Bier in den Zug, und komme mit nur 30 Minuten Verspätung in Köln an.

Mir reichts für heute.

Der Gebrauchtwagen-Verkäufer meinte übrigens zum Telefon-Servicer, das sei eine beauftragte Firma, man selbst also quasi schuldlos, und man könne halt nicht 500 Mitarbeiter dafür im Autohaus unterbringen. Die Verkäufer selbst, die wohl das Gros der Zeit mit den Kunden telefonieren, sitzen natürlich trotzdem genau da. Zu den Bedingungen der Probefahrt meinte er, das sei halt so in einer großen Firma, da könne er nichts dran ändern. Die Bahn-Information teilte mir mit, die VRS habe die Tickets an die Festival-Veranstalter verkauft, und die hätten eben keine zusätzlichen Züge eingesetzt. Dass die Bahn das größte Mitglied im VRS-Verbund ist, nunja, geschenkt. Dafür habe ich jetzt ein tolles Formular, mit dem ich meine Taxi-Kosten vielleicht zu Bruchteilen ersetzt bekomme, inklusive dokumentierter 106 Minuten Verspätung. Fazit: weder Gebrauchtwagen-Verkäufer noch Bahn-Angestellte sind je um eine dämliche Ausrede verlegen.