Sonntag

Der Sonntag - was für ein Tag, kaum einer geht mir mehr auf die Nerven. Am Samstag würde ich eigentlich lieber alles etwas langsamer angehen lassen, schließlich habe ich grade eine Arbeitswoche hinter mich gebracht. Aber sämtliche Einkäufe und Erledigungen, die mit Ladengeschäften zu tun haben, wollen getätigt werde, denn der folgende Sonntag ist tot. Dafür ist am Samstag alles übervoll, denn alle 5-Tage-Wochen-Arbeitsmenschen gehen schnell nochmal shoppen.

Was für einen Sinn macht das denn bitte? Die Supermärkte müssen alles wegschmeißen, was nicht bis Montag hält, dafür kann man dann am Kiosk oder an der Tankstelle die gleichen Produkte in Mini-Auswahl und Instant-Version zu überteuerten Preisen erwerben. Und viele Dinge bekommt man garnicht. Wären wenigstens ein paar Supermärkte Sonntags offen, könnte man auch noch zig-tausend Innentsadt-Quadratmeter als Wohnfläche nutzen, statt als Kiosk, und die in den Kiosks arbeitenden freiberuflichen Selbstausbeuter hätten statt dessen einen Supermarkt-Job mit Sonntags-Zulage. Die Anzahl derer, die an Sonntagen arbeiten, würde sich wohl kaum unterscheiden. Soviel zum Argument der konservativsten Vereine Deutschlands, Kirchen und Gewerkschaften, man müsse Arbeitnehmer vor der bösen Sonntagsarbeit schützen, "die Familien sind in Gefahr", "Ausbeutung von Arbeitnehmern", usw., blablabla.

Also sucht man etwas Erbauung, etwa am Radio. Wählt man nicht einen der diversen Musiksender, die "das Beste der 80er, 90er, 00er und 10er" dudeln, landet man bei Wortsendern. Am Sonntag heißt das weitestgehend "Gottes Wort". Die von mir zwangsfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen strahlen die meiste Zeit Gottesdienste oder andere pastorale Beiträge aus, oder "interviewen" Gottesfrauen und -männer zu den moralischen Fragen unserer Zeit.

Also schnell abschalten, und in Ruhe Büokram erledigen. Allerdings mit regelmäßigem Glockengedröhne im Hintergrund, denn alle umliegenden Kirchen müssen und dürfen beliebig oft die Größe ihres Gottes mit ihrer Kackofonie preisen. Selbst die, die definitiv keine Gemeinde zu ihrem Götzendienst zusammenzurufen haben, wie etwa die "unbeschuhten" Karmelitinnen unsererer Nachbarschaft, deren Generve einen ab 7:45 selbst durch geschlossene Isolierverglasung aus dem Schlaf reißt. Lärmschutzgrenzen sind außer Kraft, denn es geht ja um's Seelenheil.

Das einzig Positive daran: irgendwie freue ich mich echt auf den Montag!