Elektroautos


Ein Hype, und ein hartnäckiger. Elf von zehn Deutschen glauben ernsthaft, Elektroautos wären umweltfreundlich.

Den meisten, so steht zu befürchten, reicht die Erklärung, dass das E-Auto keinen Sprit braucht und keinen Auspuff hat; und der Strom kommt aus der Steckdose. Der tatsächlich deutlich emissionsärmere Hybrid dürfte seinen Teil dazu beigetragen haben. Die Rechnung lautet dann: kleinerer Verbrennungsmotor und dazu einen kleinen Elektromotor (also Hybrid) ergibt weniger Verbrauch/Emissionen. Verbrennungsmotor ganz weg und größerer Elektromotor gibt dann also gar keinen Verbrauch, oder irgendwie doch bestimmt noch weniger. Man könnte schreiend rausrennen.

Dann gibt's die, die meinen, sie hätten alles mit einbezogen. Man bekommt einen Wagen mit spartanischem Platzangebot und minimalem Leistungsdaten, etwa den Mitsubishi i-MiEV, in Norwegen laut ZEIT Autospezialist Mark Spörrle "das meistverkaufte Fabrikat seiner Klasse", was immer auch das genau heißen mag. Platzangebot maximal auf Twingo-Niveau, 49 kW, 130 Spitze und nur 74g/100km CO2-Emission nach deutschem Strommix. Ein Grund zum Jubeln. Vor über zehn Jahren hat VW den Lupo 3L vorgestellt, der größer, schneller, billiger ist, und eine Reichweite von über 1000 km hat. Und auch nur 81g/100km CO2 emittiert. Und nicht stundenlang geladen werden muss. Zudem sind in seinem Verbrauch nicht 22% Atomstrom enthalten. Identisches gilt für den Audi A2. Und das ganze sogar noch ohne Hybrid-Technik, noch nicht einmal Start-Stop-Automatik, also sicher noch steigerungsfähig. Die Produktion der beiden Wagen wurde übrigens 2005 wieder eingestellt, den Deutschen waren sie zu klein, zu teuer und zu lahm.

Und dann noch diese Rechnung mit dem Strommix. Man streitet sich, ob man bis 2020 35% oder 40% des Strombedarfs regenerativ decken kann. 100% sind also noch weit, weit weg. Nun hängen diese Zahlen natürlich nicht nur an den Produktions-Kapazitäten der Energie-Versorger, sondern auch am Bedarf. Solange also der Bedarf ohne Autos nicht zu mehr als 100% gedeckt werden kann, muss ich beim Vergleich Verbrennungsmotor/Elektromotor bei der Option Elektromotor berücksichtigen, dass die Energiewirtschaft für den vollen Verbrauch zusätzliche Kapazitäten bereitstellen muss. Und da wir ohnehin schon soviele regenerative Quellen wie möglich erschließen, müssen diese zusätzlichen Kapazitäten zwangsläufig durch den längeren Betrieb von Atomkraft- und Kohlekraftwerken bereitgestellt werden. Durch das Fahren eines Elektroautos werden nunmal nicht mehr Windräder gebaut. Abgesehen davon wird bei den Strommix-Angaben auch meist geflissentlich davon abgesehen, neben dem CO2 auch den durch den Mix ebenfalls produzierten Atommüll hinzuweisen. Nimmt man also statt der 22% atomarer und 21% regenerativer Energieträger des Strommixes 100% fossile an, kommt man auf ziemlich genau 130g/100km CO2-Emission. Da sind die meisten aktuellen Golf Diesel deutlich besser ...

Aber bis 2050 werden wir ja zu 100% regenerativ Strom produzieren (A. Merkel), da machen eine Million Elektroautos bis 2020 (ebenfalls A. Merkel) schon Sinn. Also doch ein Grund zur Freude.